Wo ist deine Heimat? Wo lebst du? Hast du Heimat?
Heute ist einfach ein wunderschöner Tag, die Sonne scheint, die Löwenzähne blühen in ihrer Fülle und der Himmel glänzt blau mit schönen Wolken geziert.
Uns geht es so gut, wir leben zu sechst in einem großen Haus, dürfen Grund und Boden haben, ja, wir dürfen die Fülle der Natur um uns herum sehen. Wir haben drei herrliche Kinder. Mehrere Haus- und Hoftiere erfreuen uns jedn Tag, wir haben mehr als genug zu Essen. Für uns ergeben sich viele Möglichkeiten, das Leben zu gestalten.
Doch heute denke ich an Menschen, denen es nicht so gut geht.
An Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Die verhüllte türkische Frau, die Blicke der Ablehung bekommt, weil sie sich so anzieht und vielleicht vor mir im Geschäft an der Kassa steht und nicht versteht, was die Kassierin meint.
Der Bettler, der vielleicht ja berufsmäßig vorm Diskounter sitzt, in der Früh abgeliefert, am Abend abgeholt, und dort Geld sammelt, für wen auch immer. Was ist, wenn ich dort knien müßte, die oftmals bösen Blicke und Worte ertragen müßte, die er zu ertragen hat?
Dann sehe ich das alte Mutterl im Pflegeheim; die Verwandten scharren mit den Füßen vorm Bett und warten aufs Erbe.
Ich denke an die vielen Kinder und Jugendlichen, die im Elternhaus keine Heimat haben, weil beide Eltern berufstätig und herausgefordert sind, ihren hohen Lebensstandard mit zwei Autos, Urlaub und Co. zu sichern.
Dann begegnet mir die vom Mann verlassene und geschiedene Frau, alleinerziehend mit zwei Kindern. Die im Billig-Job und mit Allimenten um die Runde kommen muss, und dann noch Nerven haben soll.
Viele Menschen sind heimatlos und unterwegs, mitten unter uns auf der Flucht. Sie sind Flüchtlinge im eigenen Land. Manche tragen die österr. Staatsbürgerschaft, manche sind von weit her. Manchen sieht man es an, manche erkennt man kaum, weil niemand nachfragt, wo du deine Heimat hast.
Ich gebe nicht auf davon zu träumen, dass alle Menschen Heimat finden. Einen Ort, wo du geborgen sein kannst, einen Ort, wo du der sein darfst, der du wirklich bist.
Ich gebe nicht auf davon zu träumen, dass Menschen ein Stück Hoffnung bekommen, gerade dann, wenn sie selbst nicht mehr in der Lage sind, den blauen Himmel zu sehen, weil sie nur mehr Gewitterwolken sehen.
Ich gebe nicht auf zu träumen, den Löwenzahn von unten zu sehen, sondern von oben, um die herrlichen Farben des Lebens zu genießen.
Ich gebe nicht auf, von einer Kirche zu träumen, die das tut, was Jesus sagt und lebt: authentisch, ohne fromme Worte; lebendig, ohne tote Rituale. Ich glaube daran, dass Jesus heute lebt, Menschen heilt, heute Menschen noch ruft und in Beziehung mit seinem Vater bringt.
Ich gebe nicht auf, Menschen auf Gottes Heimat hinzuweisen, mit ihnen unterwegszusein, in der Nachfolge Jesu.
Ich gebe nicht auf, daran zu glauben, dass Gott trotz allem, was in der Welt an Negativem passiert im Regiment sitzt und der Sieg schon errungen ist.
Er gibt den Heimatlosen Heimat, den Hoffnungslosen Hoffnung, den Lieblosen Liebe. Er öffent die Tür des Lebens in Gottes Reich hinein. Und mein sehnlicher Wunsch ist es, dass Menschen Menschen bleiben und durch und mit Gottes Liebe zu dem verwandelt werden, zu dem er uns bestimmt hat: zur Ebenbildlichkeit.
Mir ist es wurscht, wenn andere meinen, ich sei ein Träumer und Idealist. Ich gebe nicht auf, weil Jesus mich nicht aufgibt, weil er die Welt nicht aufgibt und weil er meine Heimat ist. Egal, was passiert in der Welt und wo ich bin.