Am Freitag Nachmittag in einem Diskonter: Der Herr vor uns kauft unter amderem Chinakohl. Als die Dame an der Kasse ihm den Betrag für seine drei gekauften Lebensmittel mittteilt, macht er ein verdutztes Gesicht und fragt, ob seine drei Lebensmittel wirklich nur € 2,40 ausmachen würden, es komme ihm so wenig vor. Eine Diskussion entsteht und ich ich füge hinzu, dass der Bauer lediglich € 0,23 - pro Chinakohl bekommt. Wir reden über die Berge von Chinakohl, den viele Bauern gerade aus unterschiedlichen Gründen (schlechter Preis, kein Absatz etc.) auf ihre Felder kippen, wo er schließlich vergammelt.
Traurig. Einerseits wird bei uns ein Lebensmittel zu einem Wert verkauft, der weit unter seinem tatsächlichen Wert liegt, andererseits werden Lebensmittel in rauen Mengen weggeworfen. Hier Leben Menschen im Überfluss, anderswo erleiden Menschen großen Mangel.
Das passt irgendwie nicht zusammen.
Der Wert stimmt nicht, und die Werte schon gar nicht.
Hier bei uns will der Konsument Bio-Ware zum Diskontpreis. Gleichzeitig geht die Schere immer weitere auseinander, was die Finanzen in den Haushalten betrifft.
Doch was ist mir als Konsument was wert?
Was ist mir als Produzent von Lebensmitteln wieviel wert?
Wo beginnt man und wo hört man auf? Wie geht man grundsätzlich mit Geld und den anvertrauten Gaben um?
Viele Frage, die jeder für sich beantworten kann.
Und dann - wenn man schon von Werten spricht - ist der Wert des Lebens immer mit dabei und in Diskussion.
Wohlstand und Materielles sind brauchbar und in Ordnung, solange sie nicht zum Götzen und für sich allein behalten werden, sondern das Anvertraute auch geteilt wird im Sinne einer guten Haushalterschaft.
Vielleicht kann ich, statt eines Autos in der Luxusklassse auch einen Mittelklassewagen fahren. Immerhin verfügen beide Preisklassen über ein Fahrgestell mit Dach und vier Reifen, mit denen man grundsätzlich von A nach B kommt. Oder vielleicht muss ich nicht in einer Luxusvilla wohnen, die mir schon in der Erhaltung und Einrichtung ein Vermögen kostet, sondern gebe mich zufrieden mit einem durchschnittlichen und sauberen Einfamilienhaus?
Möglicherweise bleibt so etwas Geld übrig, um einem mittellosen Studenten in einem armen Land zu einem Studium zu verhelfen, eine Patenschaft für ein Kind/einen Teensager in Ruanda zu übernehmen, oder mich an einem Projekt zu beteiligen, bei dem die ärmsten Kinder dieser Welt, die oft Tage ohne irgendeinen Bissen überstehen müssen, eine warme Mahlzeit pro Tag ermöglicht wird (€ 10/Kind/Monat) ...
Wert und Werte beginnen nicht beim anderen, beim Staat oder auch in der Kirche, sondern bei mir selbst. Verantwortung kann ich übernehmen, Verantwortung kann ich wahrnehmen und leben.
Jesus selbst lebt Wert und Werte vor. Aus dieser tiefgehenden Verantwortung übernimmt er sein Leben und legt es gleichzeitig in Gottes Hände zurück.
Doch zurück zu mir, zu dir: heute ist Sonntag, für die meisten ein freier Tag. Ein Tag, an dem es sich lohnt, Ruhe zu finden, Zeit mit Gottes Wort zu verbringen und über meine ganz persönlichen Werte nachzudenken.
Gerade in der Fasten- und Passionszeit ist das die Chance: Verzichten, weniger konsumieren, dafür gewinnen und mehr machen: Mehr Wert, mehr Werte.
Gebet: Jesus, du kommst in die Welt und siehst wie wir umgehen mit den anvertrauten Gaben. Was fühlst du, wenn du das siehst? Bitte wandle mein Herz, dass ich nicht nach den Maßstäben der Welt handle, die mit Ego, Ellenbogen und Co ihr Geschäft treibt, sondern mit Wert und Werten handle, die ich aus deinem lebendigen Wort ableite. Amen!